Laut Medien setzten die USA Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Eine Sendung, die schon unterwegs war, wurde aus Polen zurückgeholt, darunter Waffen, deren Aufstockung Selenskyj seit Monaten dringend fordert, wie Patriot Missiles und Artilleriemunition. Trump sagte, es gehe nicht darum, die Hilfe für die Ukraine einzustellen, sondern darum, die Sicherheit der USA zu wahren. Biden habe die US-Waffenlager für die Ukraine geleert. Seit Trump im Amt ist, wurden keine neuen Lieferungen bewilligt. Die laufenden, unter Biden genehmigten Pakete sollten die Verteidigung der Ukraine bis Herbst 2025 sichern, während Trump sich um eine Waffenruhe bemühte.
Die Erschöpfung der ukrainischen Armee, aber auch die
Erschöpfung der NATO-Waffenbestände erzwangen Trumps Ruf nach dem „ceasefire“.
Die „Europäer“ schlossen sich an. Zugleich geben sie sich entsetzt über die
aktuelle Lieferpause. Im Chor mit US-Neocons wittern sie „Verrat“. Reale
Grenzen der Macht und der Waffenbestände der USA leugnen sie. Dabei verweisen
nüchtern gebliebene Experten aller Lager seit Langem auf diese Grenzen. Als 2022
Geländegewinne der AFU in Kharkiv und Kherson die Fans Kiews in den
Siegesrausch versetzten, nannte der Militärexperte Brian Berletic die AFU-Erfolge
„nicht nachhaltig“: Zu hohe Kosten an Menschen und Material - beides sei nicht
im Maße ersetzbar, in dem es zerstört wurde.
Schon 2022 zeigte sich, dass die NATO-Armeen, nach
Jahrzehnten Neoliberalismus und „Kriegen gegen Terror“, auf Territorialverteidigung
und einen Abnutzungskrieg nicht vorbereitet waren. Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations forderte einen
„umfassenden Nachrüstungsplan“, der Kiew langfristig mit Nachschub versorge
und die geleerten Arsenale der NATO wieder fülle. Die Bundesregierung rief zum
„Munitionsgipfel“ mit der Rüstungsindustrie. Die Lösung des Problems, dass die
Ukraine Waffen schneller verbraucht als mit vorhandener Kapazität produziert
werden können, würde allerdings Jahre und Jahrzehnte dauern.
Ein Abnutzungskrieg
zielt nicht primär auf Geländegewinne, sondern auf die Erschöpfung des Gegners.
Die Zeit arbeitet dabei für die Seite mit den größeren Ressourcen. Vor der (erfolglosen)
AFU-Sommeroffensive 2023 warnten Richard Haass und Charles Kupchan vom Council on Foreign Relations:
„Selbst, wenn der Westen die militärische Hilfe hochfährt, läuft die Ukraine
Gefahr, hinter siegende russische Kräfte zurückzufallen. Soldaten und Munition
gehen ihr aus, ihre Ökonomie erodiert. Die Russen haben sich eingegraben und
frische Rekruten machen sich auf den Weg zur Front.“ (Foreign Affairs, 13.4.2023)
Sie empfahlen Verhandlungen mit Russland und territoriale Zugeständnisse Kiews.
Im selben Sommer
lieferte Biden Clusterbomben statt Artilleriegranaten. Begründung: „We ran out
of them.“ Seit Herbst 2023 genießt Israel bei den US-Rüstungsexporten
Priorität, auch zu Lasten der Ukraine. Doch selbst Israel musste im 12-Tage-Krieg
2025 den Iran um Waffenruhe bitten, nicht zuletzt, da seine Abwehrraketen knapp
sind. Aktuell produziert Raytheon 500-600 Patriot Raketen pro Jahr. Nur weil
Merz mit Geld danach schmeißt, werden es nicht mehr.
Im TV-Duell des
US-Senders PBS forderte Kimberly Kagan vom (Neocon-) Institute for the Study of
War, der Ukraine weiter Waffen zu liefern. Jennifer Kavanagh vom Defence
Priorities Thinktank hielt Waffenmangel nicht für das Hauptproblem der Ukraine:
„Sie haben einfach nicht genug Leute, um die Front zu halten, und eine sehr
hohe Desertion.“ Putin werde seine Ziele verfolgen, bis er sie erreicht habe,
egal, wie der Westen reagiere. Und sie sei sicher, dass „Peking, Iran und
andere US-Gegner glücklich wären, zu sehen, wie wir unsere teure und knappe
Munition in die Ukraine senden, denn das hieße, dass wir weniger Ressourcen für
Konflikte in ihrer Nähe haben.“
Die Kolumne von Beate
Landefeld erschien zuerst in unsere zeit 11. Juli 2025.
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