Dienstag, 18. November 2025

Der Fall von Pokrowsk – Selenskyj sorgt sich um das Narrativ

„Russland steht vor seiner ersten großen Eroberung seit mehr als zwei Jahren“ titelte das „Wallstreet Journal“ (6.11.2025). Die Einnahme von Pokrowsk sei der bedeutendste Erfolg der russischen Armee seit der Einnahme Bachmuts 2023. Ist das so? Parallel zum Fall Bachmuts scheiterte im Sommer 2023 die groß angekündigte ukrainische Gegenoffensive zur Rückeroberung der Krim. Das Narrativ der NATO-Medien wandelte sich. Statt von „Sieg und Rückeroberung der Grenzen von 1991“ war ab jetzt die Rede von einer „Pattsituation“ auf dem Schlachtfeld. Real rückte seit der Einnahme Awdijiwkas im Februar 2024 die Front, manchmal schnell manchmal langsam, stetig westwärts. Dabei nahm die russische Armee viele der seit 2014 von der AFU zu Festungen ausgebauten Orte im Donbass ein. Sie vertrieb die AFU aus Kursk.

In den NATO-Medien blieb es beim „Patt“. Zum Teil aus Unkenntnis des Charakters eines Stellungskriegs. Aber auch, um Waffenlieferungen, mit denen die Ukraine angeblich eine „bessere Verhandlungsposition“ erkämpfen müsse, sinnhaft erscheinen zu lassen. Dass die Position der Ukraine sich real verschlechterte, je länger der Krieg dauerte, verdeckt das Wort „Patt“. Am Ende steht die Niederlage, der man nicht ins Auge sehen will. Die Lageanalyse der Trump-Regierung schwankt. Je nach Opportunität, bedient sich Trump der Lageeinschätzung seines (eher realistischen) Gesandten Witkoff und dann wieder der seines Sonderbeauftragten Keith Kellogg, eines Transatlantikers alter Schule, der sich mit Kiew und Brüssel abstimmt.

Gipfel in Kopenhagen. „Europäer“ mit Selenskyj allein zu Haus. Kiew geht leer aus.

Nahezu wöchentlich eilen die „Europäer“ zu einem Gipfel, um Kiews Krieg gegen Russland, die Militarisierung der EU und die dafür nötige Mittelbeschaffung zu sichern – nötigenfalls ohne USA. Die USA, die derzeit im Shutdown sind, gegen Venezuela zündeln, über Gaza verhandeln und Kriegsschiffe gegen den Iran auffahren, fehlten in Kopenhagen. Die „Europäer“ waren mit Selenskyj allein. Hauptthemen waren die „Drohnenabwehr“ und die Verwertung eingefrorenen russischen Vermögens. Hysterische Rufe von Politikern und Medien Westeuropas nach „sofortigem Abschuss“ unbekannter Flugobjekte hatten zuvor den Bevölkerungen (und indirekt den USA) nahegelegt, Europa sei im „hybriden Kriegszustand“.