Auf Antrag Maduros überprüft der Oberste Gerichtshof TSJ das Wahlergebnis des 28. Juli. Die Wahl verlief laut Beobachtern diszipliniert und friedlich. Nach Auszählung von 80 Prozent der Stimmen erklärte der Nationale Wahlrat CNE Maduro mit 51,2 Prozent zum Sieger. Edmundo Gonzales, der Strohmann der von den USA unterstützten ultrarechten Oppositionsführerin Machado, bekam danach 44,02 Prozent. 4,6 Prozent entfielen auf alle anderen Kandidaten. Die Auszählung von 97 Prozent der Stimmen ergab laut CNE-Bulletin vom 2. August ein kaum verändertes Ergebnis.
Für die „Opposition“ stand Gonzales schon vor der Wahl als Sieger fest. In den Tagen nach der Wahl kam es zu, teils gewalttätigen, Demonstrationen für und gegen die vom CNE verkündeten Ergebnisse. Dabei stürzten rechte Aufrührer ein Denkmal von Chavez vom Sockel. Ein PSUV-Parteibüro ging in Flammen auf. Es gab Plünderungen, Verhaftungen und Tote. Die Bolivarische Armee rief zu Frieden und Respekt vor der Entscheidung des Volkes auf: „Der von sozialen Netzwerken gesteuerte faschistische Staatsstreich wird auf der Straße niedergeschlagen.“ Am 2. August erklärte Maduro: „Wir haben die erste Phase eines Staatsstreichs besiegt.“
Tausende Chavistas sammelten sich schon in der Wahlnacht vor
dem Präsidentenpalast und mobilisierten danach täglich zu Demonstrationen in
vielen Städten des Landes. Kuba, Nicaragua, Bolivien, Honduras, die VR China,
Russland, Vietnam und andere beglückwünschten Maduro zur Wiederwahl. Die
Präsidenten Brasiliens, Kolumbiens und Mexikos wandten sich gegen äußere
Intervention. Streitigkeiten seien auf institutionellem Wege beizulegen. Sie riefen
den CNE auf, „bei der Auszählung zügig voranzukommen und die nach Wahllokalen
aufgeschlüsselten Daten zu veröffentlichen“. Lula verurteilte die illegalen
US-Sanktionen gegen Venezuela, die für einen Großteil der Probleme des Landes
verantwortlich seien.
Laut CNE verzögert sich die Veröffentlichung der Protokolle
aufgrund von Hackerangriffen auf die technische Infrastruktur des Wahlsystems. Dass
ab dem Wahltag sowohl die US-gestützte rechte Opposition in Venezuela wie auch
die Regierungen der USA, der BRD, u.a., unisono „die vollständige
Veröffentlichung der Protokolle aller Wahllokale“ fordern, ist erkennbar
abgestimmt. Zugleich publizierte die „Opposition“ eigene Protokolle, die
Gonzales‘ Sieg belegen sollen. Auf diese berief sich US-Außenminister Blinken,
der inzwischen Gonzales zum Präsidenten Venezuelas erklärte.
Dass der US-Imperialismus auf Intervention verzichten würde,
war nicht zu erwarten. Das ökonomische Interesse an Öl und Rohstoffen spielt dabei
eine Rolle. Vor allem aber geht es um die Restauration der westlichen
Führungsrolle. Im Ukrainekrieg, in der Palästinafrage ist Lateinamerika der US-Politik
nicht gefolgt. Die Länder sind dazu nicht mehr gezwungen, weil die Welt
multipolar geworden ist. Die USA versuchen, diese Entwicklung zurückzudrehen oder
zu bremsen. Auf Venezuela und Kuba schießen sie sich besonders ein, mit Wirtschaftskriegen
und Farbrevolutionen.
Und die innere Demokratie? Demokratie und Arbeiterrechte
gegen autoritäre Züge des Maduro-Regimes zu verteidigen, ist erforderlich und legitim.
Innere Demokratie und soziale Rechte sind jedoch ohne äußere Souveränität nicht
zu haben. Von mehr Demokratie kann nur die Rede sein, wenn innere politische
und soziale Rechte mit der Fähigkeit einhergehen, imperialistische Aggression, Einmischung
und Abhängigkeit abzuwehren. Gerade dies scheint im Fall Venezuela noch für
lange Zeit nur im Bündnis mit den Chavisten erreichbar zu sein.
Die Kolumne von Beate Landefeld erschien zuerst in unsere zeit vom 9.8.2024.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen