Nicolas Sarkozy focht während der akuten Phase der Eurokrise für eine „Wirtschaftsregierung“ der Eurozone. Er wollte der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung der Euro-Länder mit einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik entgegensteuern. Sie sollte über stabilitätspolitische Vorgaben hinausgehen und Ungleichgewichte abbauen. Am Ende warben Kanzlerin Merkel und Sarkozy im August 2011 für eine „Wirtschaftsregierung“, bestehend aus der Implementierung von Schuldenbremsen in den Verfassungen der Euroländer und zwei Regierungstreffen pro Jahr unter dem Vorsitz des Europäischen Ratspräsidenten. Ende 2011 verschärfte der Fiskalpakt die Stabilitätskriterien. Von der „Wirtschaftsregierung“ redet heute keiner mehr.
Freitag, 13. Oktober 2017
Macrons "Neugründung" und Merkels Routine
Frankreichs Präsident Macron will die EU „neu gründen“. Er verkündete
es in Athen mit der beleuchteten Akropolis im Rücken. Nach der Bundestagswahl waren
ausgesuchte Studenten an der Sorbonne die Kulisse für eine „Europarede“,
während Hunderte vor der Tür gegen seine Arbeitsmarktreform demonstrierten. Macron
will für die Eurozone einen eigenen Haushalt und einen Finanzminister. Vor der
Sorbonne-Rede telefonierte er mit Angela Merkel. Er schnürte sein Anliegen in
ein Paket mit Dingen, die auch die Bundeskanzlerin gutheißt, wie „mehr Militarisierung“
und „gemeinsame Sicherung der Außengrenzen“. Auf dem EU-Gipfel in Tallin lobte
ihn Frau Merkel. Seine Rede gebe der Entwicklung einen „guten Impuls“. Über
Details müsse man noch reden. „Ausgesprochen positiv“ seien Macrons Vorschläge
„zum Ausbau einer gemeinsamen Verteidigungs- und Migrationspolitik“. (Handelsblatt online 29.9.2017)
Angela Merkel ist routiniert darin, französische Präsidenten
auflaufen zu lassen.
Nicolas Sarkozy focht während der akuten Phase der Eurokrise für eine „Wirtschaftsregierung“ der Eurozone. Er wollte der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung der Euro-Länder mit einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik entgegensteuern. Sie sollte über stabilitätspolitische Vorgaben hinausgehen und Ungleichgewichte abbauen. Am Ende warben Kanzlerin Merkel und Sarkozy im August 2011 für eine „Wirtschaftsregierung“, bestehend aus der Implementierung von Schuldenbremsen in den Verfassungen der Euroländer und zwei Regierungstreffen pro Jahr unter dem Vorsitz des Europäischen Ratspräsidenten. Ende 2011 verschärfte der Fiskalpakt die Stabilitätskriterien. Von der „Wirtschaftsregierung“ redet heute keiner mehr.
Nicolas Sarkozy focht während der akuten Phase der Eurokrise für eine „Wirtschaftsregierung“ der Eurozone. Er wollte der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung der Euro-Länder mit einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik entgegensteuern. Sie sollte über stabilitätspolitische Vorgaben hinausgehen und Ungleichgewichte abbauen. Am Ende warben Kanzlerin Merkel und Sarkozy im August 2011 für eine „Wirtschaftsregierung“, bestehend aus der Implementierung von Schuldenbremsen in den Verfassungen der Euroländer und zwei Regierungstreffen pro Jahr unter dem Vorsitz des Europäischen Ratspräsidenten. Ende 2011 verschärfte der Fiskalpakt die Stabilitätskriterien. Von der „Wirtschaftsregierung“ redet heute keiner mehr.
Nicht anders erging es Macrons Vorgänger Hollande. Sein
Wahlversprechen war, den Fiskalpakt neu zu verhandeln und in der EU „Wachstumsimpulse“
durchzusetzen. Die Regierungschefs Spaniens und Italiens, Rajoy und Monti,
sprangen ihm bei. Die drei plus Merkel verkündeten im Sommer 2012 das
„130-Milliarden-Wachstumsprogramm von Rom“. Das Magazin Spiegel beschrieb es wie folgt: „Merkel hat ihren Fiskalpakt, nun
soll Hollande seinen Wachstumspakt bekommen: Der EU-Gipfel wird diese Woche
Investitionen von 130 Milliarden Euro beschließen. Doch die Zahl ist reine
Augenwischerei, für die Wirtschaft in den Krisenländern bringt die Vereinbarung
nichts.“ Der Pakt beinhalte nichts Neues. Man beschließe ihn nur, damit
Hollande sein Gesicht wahren könne. (Spiegel
online 27.6.2012)
Nach den USA ist Frankreich zweitwichtigster Abnehmer
deutscher Exporte. Die Importe Deutschlands aus Frankreich machen aber nur zwei
Drittel der Exporte aus. Für Frankreich bedeutet das steigende Verschuldung,
teurer werdende Kredite. Immer wieder appellieren daher Frankreichs Politiker
an Berlin, mehr Geld auszugeben für Investitionen, höhere Löhne und Gehälter, für
mehr Nachfrage. Die deutsche Bourgeoisie sieht in diesem Pochen auf den Abbau
von Ungleichgewichten einen Angriff auf ihre „Wettbewerbsfähigkeit“, auf ihr
Geschäftsmodell der permanenten Exportüberschüsse. Entsprechend allergisch reagiert
sie auf die französischen Vorstöße und verteufelt sie als „wettbewerbswidrig“,
als „französische Planification“, als Etatismus, alles Übel, die sich in der EU
auf keinen Fall etablieren dürften. Zwei Varianten des staatsmonopolistischen
Kapitalismus stoßen hier aufeinander, die deutsche privatmonopolistische und
die französische etatistische.
„Der unbezahlbare Freund“ Macron – so nennt ihn Stefan
Kornelius, Kommentator der Süddeutschen
Zeitung – ändert daran nichts. Die Bundeskanzlerin bildet eine neue
Regierung, in der sich die macronfreundlichen Grünen und die FDP gegenseitig
neutralisieren. Bis dahin wird der Merkel-Vertraute Altmaier als Interims-Finanzminister
den Eurozonenhaushalt Macrons schon einmal im Sande verlaufen lassen.
Kolumne von Beate Landefeld in Unsere Zeit 13.10.2017
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