Freitag, 6. April 2018
China wappnet sich gegen Trumps Handelskrieg
Trumps Plan, Einfuhren aus China mit 60 Milliarden Dollar Zoll
zu belasten, schickte in der letzten Märzwoche 2018 die Börsenkurse weltweit in
den Keller. Erst ein Telefonat des US-Finanzministers Mnuchin mit Chinas
Vizepremier Liu He ließ auf Verhandlungen hoffen und unterbrach den Absturz.
Der US-Handelskrieg gegen China, zöge die Wertschöpfungsketten nahezu aller
global agierenden Konzerne in Mitleidenschaft. Trotzdem wird er weiter vorbereitet.
Eine Liste der betroffenen Waren, zu der die Firmen sich äußern dürfen, wird
binnen 60 Tagen erstellt. Parallel klagen die USA und China bei der
Welthandelsorganisation und suchen Bündnisse mit anderen Handelspartnern. Die
USA gewährten Ausnahmen von den Zolldrohungen bei Stahl und Aluminium, wie im
Fall Kanadas. Für die EU gab es Aufschub bis zum 1. Mai.
Noch sind sich die Interpreten von Trumps Handelskrieg nicht
einig, ob es ihm nur um die kurzfristige Erhöhung seiner Zustimmungswerte geht,
oder darum, den weiteren Aufstieg der VR China als strategischen Herausforderer
der US-Hegemonie zu sabotieren. Seine Anklagepunkte gegen China sind dieselben,
die auch die Großkapitalisten der EU und Japans seit Langem vorbringen: Es geht
– neben der Handelsbilanz – um angeblich fehlende Reziprozität, um mangelnde Bewegungsfreiheit für ausländisches
Kapital in China, um den Joint-Venture-Zwang, um Technologietransfer, um die „Einmischung“
von Staat und KP in Privatfirmen. Diese Vorwürfe erheben auch Berlin und
Brüssel. Zurzeit hoffen die hiesigen Freihandelsapostel, von Trumps Zöllen
dauerhaft ausgenommen zu werden. Dafür signalisieren sie Bereitschaft,
gemeinsam mit den USA den Druck auf China zu steigern, selbst wenn es
ökonomisch schmerzt. Trumps Handelskrieg kann so zum Systemwettkampf werden.
Das wird von China nicht herbeigeredet, aber realistisch
gesehen. Das Land wappnet sich und wird sich wehren. Als Antwort auf die
Stahlzölle kündigte es Zölle von 3 Milliarden auf US-Produkte wie Sojabohnen an,
deren Hauptabnehmer es ist. Schärfere US-Restriktionen im Technologiesektor zögen
Zölle in Zigmilliardenhöhe nach sich. „China ist stets bereit zu reden, aber
auch jederzeit zu kämpfen,“ so die Ansage im Leitartikel der parteinahen Zeitung
Global Times. Das Land habe entschieden,
im Fall des Handelskriegs „nicht die besiegte Seite zu werden.“ Einschüchterung
werde nicht funktionieren. Als Stärken Chinas nennt die Zeitung, erstens, die
große Einigkeit der chinesischen Gesellschaft gegen den Handelskrieg, während die
US-Gesellschaft gespalten sei; zweitens habe China einen Systemvorteil, der es
befähige, die Wirkungen abzufedern, lange durchzuhalten und keinesfalls als
erster aufzugeben; drittens sei China auf mögliche, den Handelskrieg begleitende
Spannungen und ein Übergreifen auf nichtökonomische Gebiete gut vorbereitet.
(24.03.2018)
Die Visite des Präsidenten Nordkoreas Kim Yong-un Ende März
in Peking unterstrich gerade das Letztere. Ebenso zeigte China Flagge in der
Affäre Skripal. Ein Leitartikel der Global
Times nahm Russland in Schutz: "Die Tatsache, dass westliche
Großmächte sich zusammenrotten und ein fremdes Land ‚verurteilen‘ können, ohne
die gleichen Verfahren zu befolgen wie andere Länder […] und ohne Grundsätzen
des Völkerrechts zu entsprechen, ist abschreckend. […] In den letzten Jahren
wurde der internationale Standard verfälscht und manipuliert wie nie zuvor. […]
Es ist unerhört, wie die USA und Europa Russland behandelt haben. Ihre Aktionen
stellen eine Frivolität und Rücksichtslosigkeit dar, wie sie mittlerweile die
westliche Hegemonie charakterisiert, welche nur die internationalen Beziehungen
zu vergiften weiß. Gerade jetzt ist der perfekte Zeitpunkt für nicht-westliche
Nationen, um ihre Einheit und Kooperationsbemühungen untereinander zu stärken."
(27.03.2018)
UZ-Kolumne von Beate Landefeld vom 6.4.2018
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen