Bei der Versorgung mit Impfstoff gegen Covid-19 gucken die meisten armen Länder der Welt weiterhin in die Röhre, während die reichen auf Patenten sitzen und ihren Pharmakonzernen Monopolpreise ermöglichen. Ebenso hielten es die reichen Länder mit der 2009 gemachten Zusage, den armen, von der Klimakrise am meisten betroffenen Ländern ab 2020 jährlich 100 Mrd. Dollar zur Bekämpfung des Klimawandels zu geben. Der Betrag wird erst 2023 erreicht. Dabei ist laut UN schon heute klar, dass er für Anpassungen an den Klimawandel nicht ausreicht. Solche Vorzeichen dämpften die Erwartungen an die Klimakonferenz in Glasgow von vornherein.
Über 100 Staaten kündigten an, ihren Methan-Ausstoß bis 2030
um 30 Prozent zu senken. Obwohl Indien, China, Russland und Australien nicht
dabei sind, hätte das eine rasche Bremswirkung auf den Klimawandel. Ebenso
viele Staaten erklärten, die Abholzung von Wäldern bis 2030 zu beenden,
darunter Kanada, Brasilien, Russland, China. Allerdings hatten rund 200
Teilnehmer eines UN-Klimatreffens in New York bereits 2014 angekündigt, die
Entwaldungsrate bis 2020 zu halbieren und die Entwaldung bis 2030 zu stoppen.
Dennoch wurde im Amazonas weiter abgeholzt.
US-Präsident Biden zelebrierte in Glasgow die Rückkehr der
USA als selbsternannte Führungsmacht bei der Lösung der Klimafrage. Für Trumps
Ausscheren aus dem Pariser Abkommen entschuldigte er sich. Ein Schönheitsfehler
war, dass zeitgleich bei der Gouverneurswahl in Virginia ein Republikaner
siegte und die Wahlen auch sonst knapp ausgingen. Im US-Kongress fordern Lobbyisten
der Öl- und Pharmaindustrie aus der Demokratischen Partei die Kappung der Klimaschutz-
und Sozialausgaben im dritten Paket des von Biden geschnürten Build Back Better
Acts.
Die US-Delegation und westliche Medien skandalisieren, dass
Chinas Präsident Xi Yinping in Glasgow nicht persönlich teilnahm. Biden nannte es
einen „großen Fehler“. Das ist gespielt. Xi hat seit Beginn der Coronapandemie die
VR China nicht verlassen. Die Häme zeigt allenfalls, dass der Wertewesten medienwirksame
Ankündigungswettbewerbe auf Konferenzen für wichtiger hält als reale Taten. „Was
wir brauchen, sind Verpflichtungen und kontinuierliche Handlungen – und keine
luxuriösen Autokolonnen oder dass wir Menschen einem unnötigen Infektionsrisiko
aussetzen“, schrieb Chinas UN-Botschafter Zhang Jun dazu auf Twitter.
Die Regierung der VR China teilte im September mit, sie
werde die Finanzierung des Baus von Kohlekraftwerken im Ausland stoppen. Im
Oktober publizierte sie ein Weißbuch über Chinas Maßnahmen gegen den
Klimawandel. Demzufolge koordiniert das Land seine ökonomische Entwicklung mit
der Verringerung von Emissionen und dem Übergang zur kohlenstoffarmen Industrie.
Es fördert einen „grünen und kohlenstoffarmen Lebensstil“. Laut Weißbuch war
Chinas Emissionsintensität 2020 um 18,8 Prozent niedriger als 2015 und 48,4
Prozent niedriger als 2005, womit das der internationalen Gemeinschaft
zugesagte Ziel von 40 bis 45 Prozent übertroffen wurde.
Wie schnell China seine Emissionen reduzieren kann, hängt
nicht von der Geschwindigkeit ab, mit der es die Kohlekraftwerke abschaltet,
sondern davon, wie schnell sein Sektor der neuen Energien genügend Kapazitäten hat,
um die steigende Nachfrage nach Strom zu decken. Laut Präsident Xi Yinping will
das Land erreichen, dass die noch wachsenden Emissionen ihren Peak vor 2030 überschreiten.
Bis spätestens 2060 will China CO2-neutral sein. USA und EU streben dies bis
2050 an. Indien nannte in Glasgow 2070 als Ziel. Der Druck reicher Länder auf
Entwicklungsländer, ihre Industrialisierung zu stoppen unter dem Vorwand, nur
so seien die Klimaziele zu erreichen, wirkt nur kontraproduktiv. Das gilt auch
für Embargos und technologischen Protektionismus. Gleichberechtigte Kooperation
ist angesagt.
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