Freitag, 10. April 2020
Lernt von China! Im Kapitalismus schwanken die Strategien gegen die Seuche.
So sehr wir Kommunisten den Kapitalismus hassen, seine
Mangelwirtschaft bei sozialer und gesundheitlicher Vorsorge und seine
Planlosigkeit anprangern, so wenig könnten wir uns freuen, wenn zusätzlich zur
Bedrohung durch das Virus auch noch die Versorgung mit Gütern des täglichen
Bedarfs zusammenbräche. Die Lohnabhängigen und die Ärmsten müssten es ausbaden.
Jetzt schon fühlen sich Angehörige der oft mies bezahlten „systemrelevanten
Berufe“ im Krieg gegen Covid19 als „Kanonenfutter“. Es fehlen Beatmungsgeräte,
Personal, Schutzkleidung. Firmen stellen die Produktion um. Die Bevölkerung geht
dazu über, Schutzmasken selbst zu nähen.
Mit Schrecken blickt die Welt auf die USA, die Hauptmacht
des Kapitalismus: auf die Totenzahlen, den Wirtschaftseinbruch, die hochschnellende
Erwerbslosigkeit. Auf der Weltliste der getesteten Infizierten stehen die USA
an der Spitze. Es folgen Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich. Während
in den kapitalistischen Hauptländern der Höhepunkt der Seuche bevorsteht, kommen
Zeichen der Wiederbelebung aus China, das das Virus unter Kontrolle brachte und
wieder zu produzieren begann. Das hilft der ganzen Welt. Volker Treier,
Funktionär des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, hofft zu Recht: "Eine
positive Entwicklung der chinesischen Wirtschaft kann die Tiefe der zu
erwartenden Rezession in Deutschland abmildern".
Zuvor muss aber auch bei uns die Seuche besiegt werden. Was
das betrifft, wird es Zeit, dass die hiesigen Eliten von ihrem hohen Ross absteigen
und von China lernen. China konnte der Seuche Herr werden, weil es (nach
anfänglichen Fehlern) frühzeitig den Herd der Infektion, die Stadt Wuhan und
die Provinz Hebei isolierte, indem es sie ab 23. Januar gegen das übrige Land
abriegelte. Von Chinas ca. 82000 Fällen konzentrierten sich 67000 in der
Provinz Hubei. Dort konnte durch strenge Kontaktbeschränkungen das Virus ausgetrocknet
und kontrollierbar gemacht werden. Bis ein Impfstoff kommt, muss es durch intensives
Testen, Isolieren und Rückverfolgen ständig unter Kontrolle gehalten werden.
Das Lock-Down wird vorsichtig gelockert.
In den Ländern des Kapitals kommentierte man Chinas Kampf
gegen das Virus meist verächtlich. Man typisierte es als Vorgehen eines
„autokratischen Regimes“, das für „liberale westliche Demokratien“ indiskutabel
sei. Der Preis dieser Arroganz ist, dass auf der Weltliste der erfassten
Infizierten heute die großen reichen kapitalistischen Länder China bei Weitem überholt
haben, vor allem bei den Totenzahlen. Dabei ist die Dunkelziffer überall groß. Anfangs
glaubten die Eliten einiger kapitalistischer Länder, indem sie dem Virus relativ
freien Lauf ließen, könnten sie mittels „Durchseuchung“ eine sogenannte
„Herdenimmunität“ erzeugen. Erst die Bilder aus Norditalien und Proteste der eigenen
Bevölkerungen erzwangen einen Strategiewechsel.
„Durchseuchung“ von 60-70 Prozent der Bevölkerung schließt
ein, dass die Zahlen der Schwerstkranken so hoch werden, dass es in den meisten
Ländern zur Überlastung der vorhandenen medizinischen Ressourcen und infolgedessen
zu sehr vielen vermeidbaren Toten kommt. Länder wie die BRD gingen daher zur
Strategie der „Abflachung der Infektionskurve“ mittels verordneter Kontaktverringerung
über und bauen parallel medizinische Kapazitäten durch Feldlazarette etc. aus.
Da die „Wirtschaft“ je länger das Lock-Down dauert umso mehr an
Konkurrenzfähigkeit einbüßt, ist mit einem ständigen Schwanken kapitalistischer
Regierungen zwischen „Abflachungs-“ und „Durchseuchungsstrategie“ zu rechnen. Dies,
obwohl das Virus mutiert und es laut dem chinesischen Lungenexperten Zhong
Nanshan bisher überhaupt keine Evidenz gibt, ob und wie lange eine Person nach
einer ersten Infektion gegen Krankheiten im Zusammenhang mit Coronaviren immun
wird.
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