Am 25.2.2023 war in Berlin eine große, von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht initiierte Demonstration für Waffenstillstand statt Waffenlieferungen in die Ukraine. „Hart aber fair“ wollte das am 27.2.2023 diskutieren. Hunderttausende, die auf der Kundgebung waren oder die Übertragung verfolgten, hoffen, eine breit getragene Friedensbewegung könne erneut entstehen. Der Zweck der Sendung von „Hart aber fair“ war, solche Hoffnungen und die Initiatorinnen in Misskredit zu bringen.
Nach geltendem Framing sind Proteste gegen den Regierungskurs als „rechtsoffen“ darzustellen. Moderator Klamroth persönlich suchte auf der Demo am 25.2.2023 nach Rechten. Er fand scharfe Kritiker der Medien und „Menschen, die einfach Frieden wollen“. In der Sendung versuchte er vergebens, der vorgeladenen Sahra Wagenknecht den Begriff „Lügenpresse“ zu entlocken, der von rechts gekapert wurde. Laut Wilhelm Piecks Tagebuchnotizen prangerten die bewaffneten Berliner Arbeiter, die im Januar 1919 das Berliner Zeitungsviertel besetzten, die Pogromhetze bürgerlicher Blätter gegen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht als „Lügenpresse“ an.
Als Co-Anklägerinnen gegen Wagenknecht hatte sich Klamroth Frau
Strack-Zimmermann vom Präsidium des Förderkreises Deutsches Heer und Frau
Göring-Eckardt von den Grünen zur Seite geholt. Beide breiteten gröbste Gräuelnarrative
der ukrainischen Staatspropaganda aus. Erkennbar war das Ziel, mittels
Schockwirkung und emotionalem Aufruhr Putin als Inbegriff des Bösen zu malen,
mit dem man nur verhandeln könne, wenn er kapituliere. Wieso der Bösewicht dennoch
so vernünftig und verantwortungsbewusst sein soll, in der Not auf den Atomwaffeneinsatz
zu verzichten, fragte keiner. Die emotionale Schockstrategie schaltet logisches
Denken aus.
Wenn hiesige Medien über Ukrainer und die Ukraine reden, geht
es fast immer um die Westukraine und um Selenskyjs Anhang. Nach Abzug der
Truppen Kiews aus Lyssytschansk sagte eine Frau: „Sie behandelten uns nicht als
Menschen, sondern als Schatten“. So verfährt auch Strack-Zimmermann. Sie spricht
über die Flüchtlingskrise und unterschlägt, dass laut UNHCR 2,85 Millionen Ukrainer
nach Russland flohen. Russland ist das Land mit dem höchsten Anteil an
Ukraine-Flüchtlingen, gefolgt von Polen mit 1,56 Millionen und der BRD mit 1
Million.
Wie wird die Menschenrechtslage in den seit 2014 von verfeindeten
Militärkräften kontrollierten Gebieten der Ukraine erfasst? Mitte 2022 wurde die
Menschenrechtsbeauftragte Denisowa entlassen. Sie hatte Vergewaltigungsvorwürfe
gegen Russen erfunden. Westmedien und UNO hatten ihre Lügen kritiklos übernommen.
Neonazi-Verbrechen, wie die Morde von Odessa 2014, wurden seitens Kiew nie
geahndet.
Göring-Eckardt verstieg sich zur Lüge, Russland wolle die
„ukrainische Kultur auslöschen“. Als ob nicht seit 2014 in von Kiew
kontrollierten Gebieten russische Denkmäler, von Puschkin bis Lenin, gestürzt
und russische Bücher, von Dostojewski bis zum Mathematikbuch, verbrannt worden
wären. Auf der Krim kann man Ukrainisch als Schulfach wählen, in der
Westukraine aber kein Russisch, obwohl 40 Prozent der Ukrainer im Alltag Russisch
sprechen. Russlandfreundliche Organisationen, Medien, Kulturschaffende werden seit
2014 unterdrückt und verfolgt.
Gibt es für Göring-Eckardt ukrainische Kultur ohne
Bandera-Kult? Fotos auf Twitter zeigen die Grüne in freudiger Umarmung mit Maksym
Marchenko, Ex-Kommandeur des von Neonazis geführten Aidar-Batallions. Auf
anderen Fotos posiert der von Klamroth zugeschaltete ukrainische Oberstleutnant
Osatschuk vor Bildern und Statuen Banderas. Bandera-Fans und Bandera-Verharmlosende
belehren die Friedensbewegung über „Rechtsoffenheit“? Bis zum 8. März unterschrieben
750000 das „Manifest“. Der nächste Schritt gegen die Kriegseskalation sind
starke Ostermärsche!
Die Kolumne von Beate Landefeld erschien zuerst in unsere zeit vom 10.3.2023
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